Anlässlich des 50 jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Wriedel-Schatensen fand 1970 nach 1966 zum zweiten mal in Wriedel der Kreisfeuerwehrtag statt. Zu diesem Anlass wurde eine Festschrift verfasst die hier komplett nachgelesen werden kann.

 

Festschrift zum Kreisfeuerwehrtag

am 1. und 2. August 1970 in Wriedel-Schatensen

 

Fünfzig Jahre ist sie jetzt alt, die Freiwillige Feuerwehr Wriedel-Schatensen. Begründet nach dem 1. Weltkrieg, gab sie sich am 7. Mai 1920 ihre ersten "Statuten". Der Vorstand setzte sich damals aus folgenden Männern zusammen:

 

Hermann Schütze, Hauptmann
Heinrich Neben, Hauptmann-Stellvertreter und Schriftführer
Heinrich Horns, Zugführer des Steigerzuges
Georg Wulze, Zugführer des Spritzenzuges
Wilhelm Gade und Karl Hintz, Rottführer des Steigerzuges
Wilhelm Cordes u. Friedrich Studtmann, Rottführer des Spritzenzuges.

Außerdem gehörten zu den Begründern:

Hermann Aevermann,
Otto Bergmann,
Albert Brammer,
Friedrich Hellmann,
Wilhelm Jürges,
Wilhelm Kirbis,
Gustav Könemann,
Rudolf Körner,
Rudolf Kruckenberg,
Friedrich Lemcke,
Christian Mesecke,
Otto Munstermann,
Heinrich Petersen,
Wilhelm Rabe,
Wilhelm Schröder,
Gustav Steer,
Johannes Voigts.

 

Die Zeit nach der Gründung war für den Aufbau der Wehr nicht leicht. Wirtschaftlich steuerte man in die Inflation hinein. Geldliche Werte wurden vernichtet, Neuanschaffungen waren kaum möglich. Kein Wunder, daß 1925 anläßlich einer Besichtigung noch manches beanstandet wurde. Bei den Bränden wurde das Löschwasser durch eine alte Handdruckspritze aus dem Jahre 1900 in den Feuerherd gerichtet; ein Pferdegespann hatte die Spritze dahin gezogen. Im Laufe der Jahre wurde das Schlauchmaterial ergänzt, und 1930 erbaute man ein Löschgerätehaus.

Aus dem Jahre 1931 liegt ein Bericht des damaligen Gemeindevorstehers Heinrich Kruckenberg vor. In ihm heißt es: "Die Wehr ist 40 Mann stark und wird von Otto Munstermann und seinem Stellvertreter Georg Wulze geleitet. Für etwaige Unfälle stehen 2 Sanitäter mit 2 Verbandskästen und eine Tragbahre zur Verfügung. Die Handdruckspritze gibt 200 Liter Wasser in der Minute. 330 Meter 52er Schläuche sind vorhanden, außerdem ein Wasserkübel und zwei Eimer. Die Alarmierung geschieht durch Trompetensignale. Wasser kann entnommen werden aus zwei Feuerteichen, aus einem am Spritzenhaus und einem am südöstlichen Dorfausgang, aus zwei Schachtbrunnen, einem in der Dorfmitte und einem am nördlichen Dorfausgang sowie aus dem Wriedeler Bach. Zwei Häuser sind mehr als 300 Meter von der nächsten Wasserstelle entfernt. Das zuerst erreichbare Gespann muß die Spritze ziehen. Löschhilfe muß gewährt werden nach Brockhöfe-Bahnhof, Brockhöfe, Arendorf, Bode, Brauel, Lintzel, Lopau, Lopesettel, Wulfsode, Wettenbostel, Holthusen I, Schatensen, Langlingen, Westerhorn und Hanstedt I. Hilfe kommt nach hier von den Pflichtfeuerwehren Brockhöfe und Arendorf und von den Freiwilligen Feuerwehren Hanstedt I und Allenbostel. Alle vier haben eine Handdruckspritze. Von auswärts kann als Motorspritze diejenige aus Ebstorf gerufen werden, die als Anhänger an einem Kraftwagen in 20 Minuten hier sein kann. Die eigene Anschaffung einer Kleinmotorspritze ist geplant." 

 

 

Im Jahre 1932 wurde dann auch eine Motorspritze TS 4 beschafft. Ausstattung, Ausrüstung und Bekleidung erfuhren laufend ihre Ergänzung. Die Besichtigungen am 13. März 1930, am 26. April 1932, am 10. Februar 1934 und am 20. Juli 1937 ergaben keine wesentlichen Beanstandungen. Im Dritten Reich wurde das Feuerlöschwesen stark zentralisiert. Wriedel bildete einen Löschverband. Brandmeister Otto Munstermann war Wehrführer, Löschmeister Georg Wulze sein Stellvertreter und Adolf Hamborg zweiter Löschmeister. Diese drei und Heinrich Horns wurden 1934 zu Hilfspolizisten ernannt. 1936 trat Otto Munstermann aus Krankheitsgründen zurück, und mit ihm ging auch sein Stellvertreter. Neuer Ortsbrandmeister wurde 1936 August Cordes und Löschmeister Friedrich Lemcke. Auch diese beiden versahen das Amt eines Hilfspolizisten. Nach der Einteilung des Feuerwehrkreises Uelzen in Unterkreise hatte August Cordes auch bis zu seinem Ausscheiden die Stellung eines Unterkreisbrandmeisters inne.

 

Am 1. Oktober 1937 meldet der Bürgermeister Schröder an die Landschaftliche Brandkasse Hannover, daß August Cordes die Wehr führt und Heinrich Horns sein Stellvertreter ist, daß die Uniformen noch nicht vollständig vorhanden sind, daß 250 Meter 52er C-Schläuche und 300 Meter 75er B-Schläuche im Besitz sind, daß der Schlauchturm im Gerätehaus eine gute Trockenvorrichtung darstellt, daß zwei Gasmasken gebraucht werden können, daß von zwei Notteichen einer im Sommer nicht ausreicht und daß jetzt schon 12 Gebäude mehr als 300 Meter von der nächsten Wasserstelle entfernt sind. Löschmeister Adolf Hamborg erhielt am 18. Oktober 1939 das Staatliche Erinnerungsabzeichen für 25 Jahre einwandfreie Dienstzeit; er war 1911 in Kirchweyhe eingetreten. Der 2. Weltkrieg rüttelte stark auch am Gefüge der Wehr. Viele Männer waren eingezogen; manch einer kehrte nicht zurück. 1940 konnten schon keine Mäntel mehr für die Wehr beschafft werden. Aber eine kleine Alarmsirene wurde gekauft. Die Einsätze bei Bränden wurden behindert durch das Fehlen von Brennstoff. Es liegen Anweisungen vor von sage und schreibe 2 mal l Liter Petroleum, von 2 mal 20 Liter Benzin, ja sogar für 2 Taschenlampenbatterien. Am 8. März 1945 verlangte die Regierung des Dritten Reiches noch ein sog. Volksopfer, offenbar für den als letzte Rettung aufgestellten Volkssturm. Die Freiwillige Feuerwehr Wriedel-Schatensen gab dazu ab: 32 Schmalgurte, 36 Koppel und 42 Helme.

 

Am 28. August 1950 ist der Bestand wieder aufgefüllt. Eine Übersicht vermeldet den Besitz der Wehr: 37 Dienströcke, 37 Extraröcke, 40 Helme, 39 Hakengurte, 37 Koppel und 37 Extrakoppel.

1952 erwirbt die Feuerwehr für 2 050 DM eine gebrauchte, aber gut erhaltene TS 8 und kauft dazu 120 Meter Schläuche für 600 DM. Jetzt sind 520 Meter B-Schläuche und 420 Meter C-Schläuche vorhanden.

1955    tritt August Cordes aus Gesundheitsrücksichten zurück. Rudolf Kruckenberg wird neuer Brandmeister, während die Führung des Unterkreises Wriedel auf Dr. Westermann, Brockhöfe, übergeht.

1956    verleiht Kreisbrandmeister Behr in Wriedel 2 Feuerwehrehrenzeichen für 40jährige und 18 für 25 jährige Dienstzeit. 1960 weilt Kreisbrandmeister Eggers aus gleichem Anlass bei der Wehr und kann l Auszeichnung für 50 jährige Dienstzeit, 10 für 40 jährige und 2 für 25 jährige Dienstzeit vornehmen. Der Jahresbericht für 1959 meldet folgenden Bestand an Löschfahrzeugen: l T S 8 mit Anhänger im Dienst, l T S 8 ohne Anhänger im Dienst, l T S 4 mit Karren im Dienst, l Handdruckspritze außer Dienst.

1962 legt Rudolf Kruckenberg sein Amt aus Altersrücksichten nieder. Die Wehr ernennt ihn und Heinrich Horns zu Ehrenbrandmeistern. Am 25. Mai 1962 nehmen junge Kräfte die Führung der Wehr in ihre Hand: als Ortsbrandmeister Hermann Schulz und als sein Stellvertreter Werner Gade.

 

 

Im Juli 1964 hat die Freiwillige Feuerwehr Wriedel-Schatensen den größten Tag ihrer bisherigen Geschichte: sie darf den Kreisfeuerwehrtag ausrichten! Zwei herrliche Tage - der Begrüßungsabend am Sonnabend und die Wettkämpfe mit den nachfolgenden festlichen Stunden am Sonntag - bleiben im Gedächtnis aller, die sie miterleben konnten. In Wettkämpfen der Feuerwehren des Unterkeises und des ganzen Kreises hat die Wehr manchen ersten Preis und weitere Plätze errungen; die Urkunden im Stammlokal legen davon Zeugnis ab.

Am 26. November 1966 erlebte die Wehr wieder einen ereignisreichen Tag. Da durch das Stützpunktprogramm des Landkreises Uelzen der Ort Wriedel zu einem der 18 Feuerwehrstützpunkte erklärt worden war, erschien es unbedingt notwendig, eine leistungsfähige Motorspritze zu beschaffen. Seit Jahren geplant, 1965 in Angriff genommen, von den Gemeinden des Löschverbandes beschlossen, 1966 geliefert und durch die Feuerwehrschule Celle abgenommen, konnte jetzt ein L F 8 TS (Löschgruppenfahrzeug mit eingeschobener Tragkraftspritze, Leistung 800 Liter je Minute) im Beisein vieler Ehrengäste feierlich übergeben werden. Zu den Kosten von über 30 000 DM (einschl. Ausstattung) hatten Haus- und Grundbesitzer des Löschverbandes die stattliche Summe von 8 350 DM gestiftet.

Auf einer Brandmeister-Dienstversammlung in Uelzen wurden der frühere Brandmeister Heinrich Horns und der jetzige Unterkreisbrandmeister Dr. Richard Westermann mit dem Feuerwehrehrenzeichen 2. Klasse ausgezeichnet. Im Herbst eines jeden Jahres nehmen sich die Männer der Feuerwehr immer wieder der allgemeinen Sammlung für die Blinden an. Sie schießen im Kreise Uelzen anteilmäßig stets den Vogel ab: von über 700 DM im Jahre 1964 stieg der Sammelbetrag auf rund l 000 DM in den Jahren 1968 und 1969.

Im Jubiläumsjahr 1970 konnte der Unterkreisbrandmeister schon je 4 Ehrennadeln für 50-, 40- und 25jährige Tätigkeit in der Wehr überreichen. Die Mitgliederliste sieht folgendermaßen aus:

2 Ehrenmitglieder
34 Aktive
8 Altersreserve
8 Anwärter

Darunter befinden sich:

2 Ehrenbrandmeister
l Brandmeister
l Löschmeister
6 Hauptfeuerwehrmänner
10 Oberfeuerwehrmänner.

Am 1. und 2. August 1970 darf die Wehr anläßlich ihres 50jährigen Bestehens zum zweiten Male einen Kreisfeuerwehrtag ausrichten.